Die Gründung der Blaskapelle
Die erste Fronleichnamsprozession nach dem 2. Weltkrieg wurde ohne Musikbegleitung als trostlos empfunden. Bei einer anschliessenden Zusammenkunft in der Gaststätte „Grüner Baum“ haben die „Alten Lechfelder“ die Jungend aufgefordert, Musikinstrumente zu erlernen und eine Musikkapelle zu gründen. Frei nach dem Motto: Ihr Jungen könnt jetzt auch etwas für die Gemeinschaft tun. Früher gab es im Ort ja auch eine Musik, die zu Festlichkeiten gespielt hat.
Daraufhin haben sich Erwin Wamser, Rupert Schuster und Hans Bernhard zusammengesetzt und sich Gedanken über eine künftige Form der Musik in Klosterlechfeld gemacht. Dabei wurde Folgendes festgestellt: Wer spielt schon ein Instrument, wer hat ein instrument, woher bekommt man Instrumente, wer kann uns musizieren beibringen und wer ist als Dirigent geeignet? Folgende Bilanz konnte auf diese Fragen gezogen werden: Oswald und Erich Hänsel spielten Akkordeon, Helmut Brecheisen Geige, Hermann und Ernst Gleich Mandoline sowie Johann Schmid Klarinette. Ferner wurden junge Lechfelder angesprochen, ob sie Lust auf das Erlernen eines Instrumentes haben. Daraufhin haben sich etwa 15 – 20 künftige Musikanten zusammengefunden. Jetzt fehlten aber noch Instrumente, Noten sowie ein Dirigent bzw. Musiklehrer. Da bekannt war, dass Martin Bieger jr. beim Militär Musik machte, wurde er angesprochen, und er sagte zuerst zu. Er schlug vor, im Ort und der Umgebung bei bekannten Familien nachzufragen, ob sie nicht Instrument hätten, die nicht mehr benötigt werden. So wurden die verschiedensten Instrumente teilweise gegen ein geringes zusammengetragen.
Zu dieser Zeit stellte Martin Bieger fest, dass es sich nicht um eine kleine Sache sondern um eine ganze Kapelle handelt, und so sagte er wieder ab. Die Enttäuschung war bei Hans Bernhard und den angehenden Musikanten gross. Deshalb wendete man sich an den Musikervater Erich Hänsel sen., einem ortsansässigen Friseur. Er übernahm Schritt für Schritt die Organisation der Blaskapelle.
Im Herbst 1952 kam man durch Umwege auf den Musikermeister Willi Fröhlich. Ihm wurden beim Bader-Wirt (heute der Gasthof „Bayerischer Löwe“) die zusammengetragenen Instrumente präsentiert. Er schüttelte nur den Kopf und erklärte die die Instrumente für eine Blaskapelle nicht brauchbar und schlug deshalb vor, die Instrumente wieder zu verkaufen, was auch zum Teil gelang. Um neue Instrumente zu beschaffen, wurde mit Hilfe von Erich Hänsel Sponsoren gesucht und gefunden. So wurde von Xaver Knoll, damals Fleischwarenfabrikant in Lechfeld, und der Gemeinde unter Bürgermeister Bullinger ein Darlehen zur Verfügung gestellt. Des weiteren wurde auch von Gemeindemitgliedern Geld gespendet.
Jetzt konnte mit den Geldern folgende Instrumente für die Musiker im Musikhaus Meindl und Böhm in Geretsried beschafft werden:
- 2 Flügelhörner
Helmut Brecheisen, Udo Keller - 2 Trompeten
Hans Mürbeth, Wolfgang Fetsch - 3 Tenorhörner
Erich Hänsel, Ernst Gleich, Anton Schweier - 1 Bariton
Hermann Gleich - 2 Waldhörner
Rupert Schuster, Johann Lipp - 1 Tuba
Horst Funk - 1 Es-Klarinette
Oswald Hänsel - 3 B-Klarinetten
Hans Bernhard, Erwin Wamser, Ludwig Buch
Für ein Schlagzeug stand leider kein Geld mehr zur Verfügung. In dieser Zusammensetzung wurde am 06.10.1952 im Gasthaus Löwen die Blaskapelle Klosterlechfeld gegründet.
Der Noten- und Musikunterricht wurde im Keller der Alten Schule (ehemaliges Trute-Haus) abgehalten. Die Musikproben fanden zweimal wöchentlich statt. Der Kostenbeitrag, den jeder Teilnehmer je Probe an den Dirigenten zu entrichten hatte, betrug bei der ersten wöchentlichen Probe DM 1,50 und ab der zweiten DM 0,50. Dieser Beitrag wurde während der Probe durch ein Mitglied der Blaskapelle eingesammelt und dem Dirigenten übergeben, der mit dem eingesammelten Geld zufrieden war.
Bedingt durch die schlechte Akustik wechselte man den Probenraum nach ca. einem halben Jahr vom Keller der Alten Schule in den Gasthof Postkeller. Hiervon fühlten sich die örtlichen Gaststätten benachteiligt und man beschloss, die Proben im monatlichen Wechsel in den Gaststätten auf dem Lechfeld abzuhalten.
Während dieser ersten Probenzeiten hörten einige Musiker aus beruflichen oder familiären Gründen sowie durch die sehr trockene Musiktheorie auf. Dies konnte jedoch durch Neuzugänge in der Blaskapelle aufgefangen werden. Es wurden immer mehr Musiker, unter anderem auch solche, die schon Instrumente spielen konnten. Neue Instrumente (vor allem Kleininstrumente) sollten jetzt nach Möglichkeit durch die Musiker selbst bezahlt werden.
Endlich war es soweit, der erste Auftritt 1953 in neuem Gewand. Ein grüner Trachtenanzug, der mit den Hurlacher Musikern gemeinsam beschafft wurde. Der Gedanke beim Kauf der gleichen Tracht war ein Austausch der Musiker bei Veranstaltungen zu ermöglichen, da der Dirigent Fröhlich auch Musikmeister in Hurlach war. Die Hurlacher Musiker bestanden auf eine Kopfbedeckung, welche die Lechfelder aber ablehnten.
Im Frühjahr 1953 fand eine grosse Jungbürgerfeier für den Landkreis Augsburg in Schwabmünchen statt. Diese Feier wurde von der Blaskapelle Klosterlechfeld musikalisch umrahmt. Ausschnitte dieser Feier wurden sogar im Radio gesendet.
Fronleichnamsprozession, Kriegerwallfahrt, Beerdigungen, das Waldfest im Führenwäldle, Feste in den umliegenden Dörfern – aber auch Auftritte bei den Wirtshäusern gehörten bald zu den Auftritten der Musiker. Nach immer mehr Erfolgen und einer immer grösser werdenden Schar von Musikern und Mitgliedern wurde am 09.02.1955 aus der Blaskapelle Klosterlechfeld der Musikverein Klosterlechfeld gegründet.